Ein Jahr ist es her, dass wir unseren kleinen VW e-up abgeholt haben. Mein erster Neuwagen überhaupt. Mein erstes elektrisches Auto überhaupt. Da der up nur eine Reichweite von ca. 120 bis 150km hat und wir noch unsicher waren, wie das mit dem Laden funktioniert, holten wir ihn Huckepack mit unserem dreckigen Diesel. Es war ein schöner Tag in der Autostadt in Wolfsburg und eine spannende Fahrt über Landstraße mit einem 2,5m breiten Anhänger und ca. 1800kg am Haken – der up wiegt laut Fahrzeugschein satte 1250kg.
Die ersten Fahrten waren spannend und toll. Das Fahren mit einem Elektroauto macht einfach so viel mehr Spaß als mit einem Verbrennungsmotor. Obwohl der kleine wie gesagt 1,2to wiegt und nur 60kW leistet, sprintet er wie ein großer. Er ist wendig und spritzig. Selbst zu viert können wir locker unterwegs sein.
Das elektrische Fahren ist ganz anders. Ich tastete mich langsam an die Reichweite heran. Die Akkustandsanzeige bewegt sich so viel schneller als die Tanknadel im Diesel (140ps, 75l Tankvolumen, 800km Reichweite). Das macht im ersten Moment unsicher. Ständig schwirrte mir die Frage durch den Kopf, wie weit ich wohl noch kommen mag. Der Verbrauch schwankt auch viel mehr als bei nem Verbrenner. Übers Jahr gesehen liegt mein Verbrauch zwischen 7,9 kWh bis 26 kWh. Man muss plötzlich die Rahmenbedingungen viel deutlicher beachten. Die 7,9 kWh habe ich im Sommer bei ca. 20°C im Stadtverkehr mit nahezu konstanter Geschwindigkeit gefahren. Im Winter bei ca 1°C mit Heizung, Lüftung, Sitzheizung, Scheibenwischer und Licht ist die maximale Auslastung an elektrischen Verbrauchern erreicht. Wobei zu sagen ist, dass die Heizung im up keinen Wärmetauscher hat und eine reine elektrische Zusatzheizung ist. Das ist so ziemlich die ineffizienteste Art Wärme zu produzieren, dafür aber in der Herstellung am günstigsten…
Der up ist alltagstauglich
Nach einem Jahr lässt sich für mich die Frage nach der Alltagstauglichkeit leicht beantworten: Definitiv!
Sicher muss man die eigenen Rahmenbedingungen immer betrachten. Ich fahre jeden Tag ca. 5km (einfache Strecke) zum Bahnhof. Das mit grünem Gewissen zu machen ist mir den enormen Aufpreis auf jeden Fall wert. Denn finanziell rechnet sich der up nicht. Die letzte Zwischenabrechnung des Stromanbieters nach jetzt einem Jahr steht noch aus, dennoch lässt sich bisher sagen, dass ich ca. 5-7€/Monat an Stromkosten für den up investiere. Im Sommer, wenn keine (Sitz-)Heizung notwendig ist und der Akku Betriebstemperatur hat, brauche ich den up nur ca. alle 10 Tage zu laden. Der Akku fasst 17,4kWh. meist sind zwischen 40% und 20% noch drin. Ich lade ca. 10-15kWh in den up. Mein Strom kostet 27ct/kWh. Jede Ladung steht also bei 2,70€ bis 4€. Dafür kann ich keinen Benziner fahren. Die deutlich höheren Anschaffungskosten fressen den Vorteil aber deutlich wieder auf. Einen kleinen Benziner bspw. von Hyundai bekommt man schon für 8000€. Nach Liste kostet mein up satte 20.000€ mehr. Dafür kann man viel tanken – nur ohne grünes Gewissen.
Selbst Fahrten zur Arbeit nach Hamburg (41km einfache Fahrt) sind zumindest im Sommer kein Problem. Im Winter ist es schwierig. Dafür wäre ein größerer Akku notwendig.
Aber auch längere Fahrten sind machbar. Man benötigt etwas mehr Planung, da man sich Raststätten mit Ladestationen suchen muss. Außerdem muss man die Ladezeit mit kalkulieren. An einem Schnelllader ist der Akku in ca. 40 Min wieder voll. Das kann man zum Beispiel für einen entspannten Kaffee nutzen.
Insgesamt ist das Fahren mit dem Elektroauto viel entspannter. Besonders weil ich viel langsamer fahre. Auf der Autobahn ordne ich mich in der Regel auf der rechten Spur hinter einem Laster ein. Bei 90 km/h ist der Verbrauch noch erträglich. Ab 100km/h wird es viel. Klar kostet das Zeit. Auf meiner Arbeitsstrecke ca. 5 Min. Erträglich.
Wenn wir die Wahl haben, fährt jeder in der Familie lieber den up. Inzwischen denken wir darüber nach auch als Familienauto auf einen Plug-In-Hybrid zu setzen. Einen zu finden, der bezahlbar ist und mind. 1800kg Anhängelast hat ist gar nicht so einfach. Wir werden uns auf jeden Fall den neuen Passat im Mai anschauen. Leider bieten andere Hersteller keine Alternative an.
Auf weitere 2 elektrische Jahre.
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